-->

Ersatzbau Seehaus

Jahr 2021 - 2024 Auftragsart REAL: Direktauftrag Ort Hergiswil NW Status realisiert Nutzung Wohnhaus Auftraggeber*in Privat Mitarbeit Kostenplanung/Bauleitung: Blättler Bauplanung GmbH Luzern  
Bau-/Holzbauingenieur: Bless Hess AG Luzern
Bauphysik: Brücker + Ernst GmbH Luzern
Holzbauarbeiten: Holzbau Niederberger AG Büren NW
Schreinerarbeiten: Stulz AG Malters LU
Fotografie Philipp Mächler Philography Luzern


Die beiden Zwillingsbauten an der Seepromenade bilden ein gestalterisches und städtebauliches Duett. Ziegelgedeckte Krüppelwalmdächer mit tiefen, ausladenden Traufen, weiss verputzten Sockelgeschossen und dunklen Holzfassaden im Obergeschoss prägen das Ensemble. Dieser äussere Gesamtausdruck steht unter Denkmalschutz und bleibt erhalten.

Zurückhaltend interpretiert die äussere Gestaltung die vorhandene Holzbautradition. Mit reduzierten gestalterischen Eingriffen, wie Dachfenster, umlaufende Bandfenster und einem diskreten Dachgarten, wird der Bezug von innen zum präsenten See und dem mächtigen Bergkamm Lopper wieder hergestellt. Dem öffentlichen Standort, mit Badestelle und Bistro, wird mit einer vorgelagerten intimen Gartenanlage entgegengewirkt. Eine Spalierkonstruktion umschliesst den privaten Zugangsraum und bildet mit der schützenden Bepflanzung einen Filter zwischen Privat und Stadt.

Die setzungsanfällige Bodenbeschaffenheit am Seeufer bildet die Grundlage des statischen Konzeptes. Eine die gesamte Gebäudebreite überspannende Holzbaukonstruktion und die Reduktion des Eigengewichtes ermöglicht den Lastabtrag auf die bestehende Gebäudestruktur. Damit kann auf aufwändige Fundationsmassnahmen verzichtet werden. Brettschichtträger mit integriertem Stahlzugband, das darüber liegende Sprengwerk in Holz, als auch das bestehende Deckenkonglomerat über dem Sockelgeschoss bilden die primäre konstruktive Struktur. Sekundäre Konstruktionselemente, wie aussteifende Holzträger im Dach, das Deckentragwerk mit einer Brettstapeldecke und die zentrale Treppenanlage, führen diese Ordnung bis zur innenräumlichen Wahrnehmung weiter.

Die Ablesbarkeit der Tektonik, kontrastiert mit den raumbildenden Ausbauelementen eine Sichtbarkeit möglicher Mehrfachprogrammierungen der Nutzungen. Damit wird der Anforderung an die Veränderbarkeit der Architektur, im Sinne der Wandelbarkeit einer Familie, Rechnung getragen. Gleichzeitig wird die grosse Geschossfläche subtil auf einen bewohnbaren Massstab reduziert. Wandelemente mit ihren Lehmbauoberflächen akzentuieren die sichtbaren Holzkonstruktionen und sind Grundlage für ein nachhaltiges, natürliches Innenklima.

Diese Direktheit und Präsenz der Materialien und die Ablesbarkeit der statischen Struktur referenziert eine von Gebäudetransformationen geprägten Geschichte und formuliert eine Aktualität von Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung und möglicher Wandelbarkeiten.